Franz Sales Spreti (1767 – 1791)

zum Gedenken

Auf den Spuren der Lebesstationen

in seiner Heimatstadt Straubig

Konzept, Texte und Gestaltung: Suzane von Seckendorff
Bildbearbeitung und Layout: Tomas Mader (B. A.)

Spreti, Seinsheim, Königsfeld, Ingenheim und Closen – verschlungene Lebenswege und Schicksale

Die Generation der Großeltern
von Franz Sales Graf von Spreti

In den Jahren zwischen 1700 und 1850 werden sich die Wege der Familien Spreti, Seinsheim, Königsfeld, Ingenheim und Closen immer wieder kreuzen, ihre Schicksale werden sich eng durch verwandtschaftliche, freundschaftliche und berufliche Beziehungen miteinander verbinden.1

Hieronymus Graf Spreti, Joseph Franz Graf Seinsheim, Johann Georg II., Graf Königsfeld und Georg Closen gehörten zum engeren Kreis um den jungen Kurfürsten Karl Albrecht und nahmen an den Festivitäten anlässlich seiner Vermählung im Jahr 1722 bei Quadrillen und Turnieren teil.

Franz Johann Hieronymus Innozenz Graf von Spreti (1695-1772), 2 kurfürstl. Kämmerer u. geheimer Rat, Generalfeldmarschall-Leutnant, Kommandeur des St. Georg-Ritter-Ordens, Leutnant der Leibgarde der Hartschiere, Pfleger zu Friedberg, stammt aus einem alten Adelsgeschlecht, das 1096 erstmalig in Ravenna urkundlich erwähnt wird. Er wurde 1695 dort geboren und 1703 zur Erziehung in die kurfürstliche bayerische Pagerie nach München geschickt. Hieronymus blieb im Dient des Kurfürsten. Im Jahr 1723 heiratete Graf Spreti Carlotta, geb. Freiin von Ingenheim. (3)

Carlotta und Hieronymus von Spreti begründeten das bayerische Haus der Familie Spreti.

Carlotta Gräfin von Spreti (1704-1749) war die Tochter des Freiherrn Daniel von Ingenheim und seiner Gemahlin Prinzessin und Landgräfin von Hessen-Rheinfels.
Carlotta wird mit 14 Jahren Hofdame der Kurfürstin. Am Hof lernte sie den Kurprinzen Karl Albrecht (später Kaiser Karl VII.) kennen. Aus der Verbindung wurde 1724 ein Sohn, Franz Ludwig, geboren. Der Vater legitimierte ihn und verlieh ihm den Titel eines Grafen von Holnstein.

Hinweis

(1) Zu den Lebensdaten einzelner Familienmitglieder siehe Stammtafel des Franz Sales Graf von Spreti
(2) Am 11. März 1729 werden Hieronymus Graf von Spreti, Kämmerer und Oberstküchenmeister, seine Ehekonsortin und deren Descendenz mit der durchgehenden Edelsmannsfreiheit begnadet. Heller von Hellersberg, Karl Sebastian, Beiträge zur neueren Geschichte der Patrimonialgerichtsbarkeit in Baiern, München, 1802, S. 85
(3) Spreti, Heinrich von, Die Spreti, Geschichte des altadligen Hauses Spreti, München, 2008, S. 103 ff.
Franz

Franz Sales Spreti
1767 – 1791

Der Großvater des Franz Sales,
Hieronymus Graf von Spreti

Carlotta Gräfin von Spreti
geb. Freiin von Ingenheim

Nachbarn in München: „Graf Spreti Palais“, Palais Holstein, dann Palais Königsfeld, heute Erzbischöfliches Palais.

Für seinen Sohn mit Carlotta von Ingenheim verh. Gräfin Spreti ließ Kurfürst Albrecht das im Mai 1737 fertiggestellte Palais an der damaligen Vorderen Prangerstraße 7 errichten. Es geht auf Planungen des Rokoko-Baumeisters François Cuvilliés d. Ä. zurück. Nachdem Graf von Holnstein den Bau kaum nutzte, kam es unter Karl Albrechts Nachfolger, Kurfürst, Max III. Joseph, 1746 zum Verkauf des Anwesens an die Grafen von Königsfeld aus Alteglofsheim. So waren die Vettern und Freunde zeitweise Nachbarn in München.

Nach dem Aussterben der Königsfelder gelangte das Palais über einen Bankier in Besitz des Königreichs Bayern und wurde 1818 als künftiger Sitz für die Erzbischöfe der gemäß Konkordat von 1817 neu errichteten Diözese München und Freising bestimmt. Diese Funktion besitzt das Palais bis heute.

Einen Monat vor der Niederkunft wird die Ehe von Carlotta von Ingenheim mit Hieronymus Graf Spreti in der Schlosskapelle zu Wolnzach geschlossen. Der Ehe entstammten 14 Kinder, von denen nur drei Söhne und drei Töchter das Erwachsenenalter erreichten. Die beiden ältesten Söhne ließ das Ehepaar als Kleinkinder standesgemäß porträtieren.

Für ihre Familie kaufte Carlotta Gräfin Spreti im Jahr 1724 das Nachbargebäude, das „Graf Spreti Palais“, Kardial-Faulhaber-Straße 6 (ehemals Vordere Pranger Gasse, dann Promenadenstraße).

Carlotta Gräfin von Spreti starb 1749 in München an einer Lungenentzündung. Sie wurde am Franziskanerfriedhof begraben. Nach dem Tod Carlottas ging Hieronymus v. Spreti noch zwei weitere Ehen ein. Durch das Erbe seiner dritten Ehefrau Maria Anna Antoine von Goder gelangte Schloss Kapfing in den Besitz der Familie Spreti. Im Jahr 1772 starb Hieronymus im „Graf Spreti Palais“. Er hatte in ganz Bayern Besitztümer. Zu erwähnen wären neben dem Familienbesitz Schloss Kapfing auch Schloss Weilbach, 1738 erworben und 1751 an Michaela Freifrau von Schurf verkauft.

20 Jahre später begleite der anfangs erwähnte Kreis Kurfürst Karl Albrecht bei der Kaiserwahl nach Frankfurt. Der Kurfürst hatte seine langjährigen Vertrauten mit politischen Missionen betraut.

Johann Georg Graf von Königsfeld

Johann Georg von Königsfeld (1679-1750) war 1717-31 Vertreter Kurbayerns am Immerwährenden Reichstag in Regensburg. Bei der Kaiserwahl entsandte ihn Kurfürst Karl Albrecht nach Mainz. Sein Auftrag lautete: Falls an den Gesandten die direkte Frage gerichtet werde, ob sich sein Herr um die Kaiserkrone bewerben wolle, habe er zu antworten, dass diese Würde im Hause Wittelsbach nicht neu und von bayerischen Fürsten immer auch mit Würde getragen worden sei, …“(4)

Unter dem als Karl VII. gewählten Kaiser wurde er zum Reichsvizekanzler. Seiner bedeutenden Position entsprechend beauftragte er die besten Künstler am Münchener Hof für den Bau seiner Repräsentationssitze Schönach und Alteglofsheim. Schloss Schönach wurde 1726 an die Grafen Arco veräußert, die es 1764 an die in Sünching ansässigen Grafen von Seinsheim verkauften.

In der nachfolgenden Generation wurden die Stadtpaläste der Familie in München und Landshut bedeutsame Orte für Mitglieder der Familie Spreti, mit denen sie über die Familien Ingenheim und Closen enge verwandtschaftliche Beziehungen verband: So lebte der Bruder von Franz Sales, Cajetan Spreti, 1796 als Adjutant des Kriegsministers Reichsgraf Rumford im zweiten Stock des Palais Königsfeld in der Schwabinger Gasse 142.5 Die Eheschließung von Cajetan Spreti mit Antonie fand im Jahr 1794 in der „Dreifaltigkeitskapelle“6 des Palais Königsfeld in Landshut statt. Das ehemalige Palais Königsfeld (Neustadt 514) war bis 1790 im Besitz der Adelsfamilie Königsfeld.

Das Palais gelangte dann über seine Ehefrau Ludowika Gräfin Königsfeld in den Besitz des Georg Cajetan Graf Closen zu Gern auf Arnstorf (Taufpate des Bräutigams). Als weiterer Besitzer des Palais wird der Vater der Braut, der kgl. Kämmerer Franz Seraph Josef Baron Gugomos auf Vilsheim, genannt. Dessen Ehefrau war Maria Theresa Freifrau von Gugomos, geb. Freiin von Closen und Haidenburg.

Mit Cajetans Bruder Franz Sales ist der Name Königsfeld als Auftraggeber mit einem tragischen Ereignis verbunden – Johann Georg Graf von Königsfeld war der Geldgeber für die Errichtung der Kapelle von Frauenbrünnl (vgl. Text zur Geschichte von Frauenbrünnl).

Hinweis

(4) Heigel, Karl Theodor von (Hrsg.), Die Korrespondenz Karls VII. mit Josef Franz von Seinsheim 1738-1743. In: Abhandlungen der Historischen Classe der Bayer. Akademie der Wissenschaften 14, München 1878, (S. 73-133), S. 77
(5) Heute Theatinerstraße, Parzelle mit Nr. 9. Siehe dazu: Seckendorff, Suzane von/ Spreti, Heinrich von, Szenen eines Familienlebens zur Zeit der Napoleonischen Kriege, München, 2013

Josef Franz Graf Seinsheim

Da seine Mutter eine geb. Gräfin zu Schönborn war, erhielt Joseph Franz Seinsheim (17071787) den Auftrag, sich an den Hof des Kurfüsten von Trier Franz Georg von Schönborn zu begeben, um ihn für die Kandidatur Bayerns zu gewinnen. [7] Seinsheim bekleidete später mehrere hohe Ämter, u. a. war er Botschafter in Den Haag, Geheimer Konferenz- und Kriegsminister (1745) sowie Obersthofmeister.

In seinem Münchner Palais an der Prannerstraße 7 logierte Mozart 1780 bei der Uraufführung des Idomeneo. [8] In Sünching, das seit 1573 seiner Familie gehörte, legte Joseph Franz Seinsheim 1758 den Grundstein für eine achteckige Wasserschlossanlage (vgl. Text zur Geschichte Sünchings.

Ingenheim

Die beiden Brüder der Carlotta Gräfin Spreti: Karl Wilhelm Freiherr von Ingenheim (17061761), war u.a. 1745 Sondergesandter beim Kurfürsten und Erzbischof von Köln, Clemens August, Bruder des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht (Kaiser Karl VII.). Der jüngere Bruder Franz August heiratete Philippine Gräfin von Seinsheim, Cousine des Erbauers von Schloss Sünching, Joseph Franz.

Hinweis


(6) Im Häuser- und Rustikalkataster von 1808 findet sich der Hinweis auf eine nicht öffentliche Hauskapelle. Diese „Dreifaltigkeitskapelle“ it eie Kapla ird ereits in der Patronatsmatrikel des Bistums Freising aus der Zeit von 1540 erwähnt. Liedke, Volker, In: BLfD (Hrsg.), München, 1988, S. 204 f.
(7) Vgl. Fußnote 4

Joseph Franz Graf von Seinsheim,
Vertrauensmann
Kaisers Karls VII.,
unsignierter Stich

Straubing und sein Vizedom, Sigmund Graf von Spreti

Sigmund Graf Spreti: „Sigmund Graf o Spreti (1732-1809), Hofrat, Präsident des Geistlichen Rates in München, Vizepräsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1762/63 und 1793-1800, Regierungspräsident in Neuburg a. d. Donau von 1784 bis 1790; er stand aufklärerische Kreise nahe.“ So lautet der Vermerk zur Namensgebung einer Straße, mit der Sigmund Spreti 1932 in München geehrt wird.9 Dieser langen Ämterliste seines erfolgreichen Berufslebens muss eine wichtige Station hinzugefügt werden: Ab 1762 war Graf Spreti Vizedom (Regierungspräsident) in Straubing.(10)

Die Residenz Straubing

Im Jahr 1353 kamen Wilhelm I. und Albrecht I., Söhne des Kaisers Ludwig dem Bayern, durch Teilung des väterlichen Erbes in den Besitz von Straubing u. einem Gutteil Niederbayerns sowie der Grafschaften Holland, Seeland und der Herrschaft Friesland. Straubing wurde neben Den Haag Residenzstadt des Herzogtums Bayern-Straubing-Holland. Herzog Albrecht begann 1356 mit dem Bau des neuen Schlosses. Der Bau umschloss neben der fürstlichen Hofhaltung auch die Bauten für die herzogliche bzw. kurfürstliche Regierung. Straubing war ein Handelszentrum von überregionaler Bedeutung. Die kriegerischen Auseinandersetzungen und Belagerungen des 17. u. 18. Jahrhunderts mit ihren Folgeerscheinungen trafen die Haupt- und Regierungsstadt für das „untere Niederbayern“ schwer.

Der Vizedom hatte die volle Stellvertretung des Landesfürsten im Gerichtswesen. Er war aber nicht nur erster Gerichts- sondern auch höchster Finanzbeamter. Ein Blick auf die Zeittafel zeigt die umfassenden Aufgaben Sigmund Spretis in diesem Amt: Als Vizedom trug er Verantwortung, die wirtschaftliche Not zu mildern und das Straubinger Land in einer Zeit des Umbruchs mitzugestalten.

Das Amt des Vizedoms behielt Sigmund Spreti bis 1772. Im Zeitraum 1784-1790 bekleidete er dann das Amt des Regierungspräsidenten von Neuburg. Anschließend berief ihn Kurfürst Karl Theodor 1791 erneut zum Präsident des Zensurkollegiums und 1798 zum Präsidenten des obersten bayerischen Wechsel- und Merkantilgerichts.(11)

Hinweis


(8) Reiser, Rudolf, Alte Häuser, große Namen, S. 40
(9) Dollinger, Hans, München, 4. Auflage, 1999, S. 282
(10) Fried, Pankraz, Straubing als Herzogstadt und Regierungsmittelpunkt, in Bosl, Karl, Straubing. Das neue und das alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland. Festschrift aus Anlass des 750 Gründungsjubiläums, Straubing, 1968, (S. 98-101), S. 101

François de Cuvilliés
Exlibris des Sigmund Graf von Spreti

Ansicht der Stadt Straubing aus
einem Bortenmacher-Handwerksbrief
um 1780

Der Patriarch

der Famile Spreti

Die Residenz Straubing

Kurfürstinwitwe Maria Leopoldine hatte längere Zeit erwogen, Sigmund Spreti zum Ehemann zu wählen. Die Verbindung kam nicht zustande, weil sich Spreti zurückzog.12 Er und die Kurfürstinwitwe begegneten sich weiterhin gesellschaftlich. Sigmund Spreti vermählte sich 1758 mit Maria Clementine, geb. Freiin von Schurf, gen. Thann (1739-1802). Sie war seine erste Ehefrau.(13 )

Gräfin Spreti war Teilerbin von Schloss Weilbach. Durch Auszahlung des Erbteils an seine Schwägerinnen konnte Sigmund Schloss Weilbach wieder ganz in den Besitz der Familie Spreti bringen. Aus der Ehe gingen 16 Kinder hervor.

Die Geburt von Franz Sales im Jahr 1767 fiel in Sigmund Spretis Amtszeit als Vizedom von Straubing. Dort wurde ein Teil seiner großen Familie geboren, so auch der Sohn Cajetan (1770) und die Tochter Maria Antonia (1768). Unter seinen Söhnen (Franz Sales, dann Cajetan und Sigmund II.) bildeten sich die Linien Kapfing und Weilbach.

Sigmund Spreti verkaufte das „Graf Spreti Palais“ in München nach seier Rückkehr aus Neuburg und erwarb ein Haus aus dem Besitz des Carmeliten Klosters zu Straubing in der Prannerstrasse 13 (heute Prannerstrasse 15). Die Wohnung lag ganz nahe dem Palais Seinsheim, Prannerstrasse 7, welches Joseph Franz Graf Seinsheim gehörte. Die freundschaftlichen u. verwandtschaftlichen Verbindungen mit der Familie seines Nachbarn wurden bereits geschildert. Sigmund Spreti verband auch Berufliches mit mehreren Familienmitgliedern: Joseph Franz Graf Seinsheim leitete lange die Bayerische Akademie der Wissenschaften, deren Gründungsmitglied und langjähriger Vizepräsident sowie Klassen-Sekretär Sigmund Spreti war. Die Nachbarn und engagierten Akademiemitglieder dürften sich oft besucht haben, um über Angelegenheiten der Institution zu sprechen. Der Vater Maximilian Franz Graf Seinsheim zu Sünching war (1708-1724) ein Vorgänger von Sigmund Spreti im Amt des Vizedoms von Straubing gewesen.

Sigmunds Enkel, Friedrich Graf Spreti,
gibt einen kleinen Einblick in die letzten Lebensjahre des Familienpatriarchen

„Als meine Eltern im Jahre 1801 eine Reise nach Baden bey Wien unternahmen, … wo mein Vater in Folge eines Beinbruches das Bad gebrauchte, wurden ich und meine ältere Schwester in dem Hause meines Großvaters dem in die Ruhe versetzten Präsidenten Grafen Sigmund von Spreti, der gleichfalls in München lebte, aufgenommen“. [14]

Hinweis


(11) Spreti, Heinrich Graf von, „Spreti“ in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 753-754 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd119385783.html
(12) Krauss-Meyl, Sylvia, Regensburg, 1996, S. 112 ff.
(13) Vgl. Fußnote 3

Abb. 10.
Sigmund Graf von Spreti,
Vizedom Straubings (1762-1772)

Abb. 11.
Maria Clementine Gräfin Spreti,
Mutter des Franz Sales

Abb. 13. Straubing zu Beginn des 18. Jahrhunderts, Michael Wening

Zeittafeln zur Geschichte Straubings

sowie Familie Spreti und Straubing

13. Jh. bis 1802 – Regierungssitz für das Viztums- bzw. Rentamt Straubing

1218 – Gründung der Neustadt

1353-1425 – Selbstständiges Wittelsbacher Herzogtum Bayern-Straubing-Holland

1425 – Abrecht III. verwaltet das an Bayern-München gefallene Straubinger Land

Nach 1400 – Baubeginn der spätgotischen Hallenkirche St. Jakob

1506 – Errichtung des ‘Rentamtes und „‘Regierungsbezirkes“ Straubing

1633-1634 – Schwedische Besatzung im Dreißigjährigen Krieg

1743-1745 – Österreichische Besatzung im Österreichischen Erbfolgekrieg

1762 – Sigmund Graf von Spreti übernimmt das Amt des Vizedoms von Straubing

1767 – 13. Mai, Geburt des Franz Sales Spreti

1767 – 14. Mai, Taufe des Franz Sales Spreti in St. Jakob

1770 – 13. September, Geburt Cajetan Spretis

1770 – 13. September, Taufe des Cajetan Sales Spreti in St. Jakob

1772 – Sigmund Graf Spreti übergibt das Amt des Vizedoms von Straubing an Josef Georg Freiherr v. Weichs

1777 – Tod des bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph (1745-1777)

1777-1799 – Karl Theodor von der Pfalz regiert als Kurfürst von Pfalz–Bayern

1778 – Karl Theodor verlegt seine Residenz von Mannheim nach München

1778-1779 – Österreichische Besatzung im Bayerischen Erbfolgekrieg

1780 – Großer Stadtbrand

1784-1790 – Sigmund Graf von Spreti übernimmt das Amt des Regierungspräsidenten von Neuburg a. d. Donau

1789 – 14. Juli Ausbruch der Französischen Revolution mit dem Sturm auf die Bastille

1790 – 17. Juli Anstellung des Franz Sales Spreti als Regierungsrat in Straubing

1791 – 03. Januar Verleihung des Kammerherrn-Titels an Franz Sales

1791 – 24. Januar Selbstmord des Franz Sales Spreti

1792 – 21. September Frankreich wird zur Republik erklärt

1799 – Maximilian IV. Joseph aus der Linie Pfalz-Zweibrücken wird Nachfolger Karl Theodors

1802 – Auflösung des Rentamtes und Errichtung eines Hofgerichtes Straubing

Franz Sales Graf von Spreti

und seine Heimatstadt Straubing

Sigmund Graf von Spreti hatte lange auf einen männlichen Nachkommen warten müssen. Zwei Söhne waren ihm von seiner Ehefrau Clementine zwischen 1760 und 1764 geboren worden und bereits im Kindesalter gestorben. 1767 wurde in Straubing dann der Stammhalter geboren. Den ersehnten Sohn ließ Vizedom Graf Spreti in der Stiftskirche St. Jakob vom Stiftsdekan Ludwig Maria Graf v. Nys auf den Namen Franz Sales taufen.

Den großen Hoffnungen, die der Vater in ihn setzte, bereitete Franz Sales durch eigene Hand am 24. Januar 1791 ein Ende. Zu den Motiven seines Handelns hinterließ er keine eindeutigen Begründungen. Umso mehr beschäftigten etliche Spekulationen über die Tat damals die Öffentlichkeit (16).

Sein Neffe Friedrich Spreti,
der spätere Erbe von Schloss Kapfing,
hielt die Lebensdaten seines Onkels Franz Sales Spreti in der Familienchronik fest:

Der Onkel Sales Spreti war am 13 ten. Mai 1767 in Straubing geboren und starb daselbst am 24 ten. Jänner 1791 also in seinem 24 ten. Jahre. Er hatte sich am 14 ten. Oktober 1790 mit Susan Gräfin von Jenison Freyin von Wallwoctte [Walworth] vermählt, wenigstens trägt der Heyraths Contrakt dieses Datum. Er war sonach nur 3 Monate verheyrathet“

Hinweis


(11) Spreti, Heinrich Graf von, „Spreti“ in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 753-754 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd119385783.html
(12) Krauss-Meyl, Sylvia, Regensburg, 1996, S. 112 ff.
(13) Vgl. Fußnote 3

Abb. 15. Ansicht der Stadt Straubing zur Zeit der Geburt des Franz Sales, Stich um 1770

Die Heimatstadt Straubing

In seiner Heimatstadt Straubing verfolgen wir die Spuren seines kurzen Lebensweges und gewinnen einen kleinen Einblick in das Umfeld eines begabten jungen Mannes im Zeitalter der französischen Revolution.

Geburtshaus

das Haus der Kinderjahre

Das neue Schloss umschloss neben der fürstlichen Hofhaltung auch die Bauten für die herzogliche bzw. kurfürstliche Regierung. 1635 wird auch die Wohnung des Vizedoms im „neuen Gebäu“ erwähnt. Im Jahr 1755 wurde das fürstliche Schloss größtenteils zur Kaserne umgewandelt. 1788 verblieben innerhalb des Schlosskomplexes zwar auch Teile der kurfürstlichen Regierung (jetzt Rentenamt), unerwähnt bleibt aber, wo sich dann der private Wohnungsbereich des Vizedoms befand. (18)

Abb. 16. Das Viztumhaus an der Südseite des Theresienplatzes. Im Haus mit dem Treppengiebel verbrachte Franz Sales seine Kindheit

Kindheit im Vitztumhaus

An der Südseite des Theresienplatzes hinter dem barocken St. Tiburtius-Brunnen liegt das Palais mit dem Treppengiebel, auch Vizedominus-Haus“ 19 geat. Hier i „Vitztuhaus“ am Theresienplatz 11, war Sigmund Spreti während seiner Amtszeit untergebracht.20 Ob die Wiege des Franz Sales und seiner in Straubing geborenen Geschwister hier oder in Räumen des Schlosses stand, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit ermitteln.

Mit Gewissheit können wir aber sagen, dass Franz Sales in diesem Palais am Theresienplatz Ecke Aprilgasse, mit Blick auf Stadtturm und die 1709 aufgestellte Dreifalltigkeitssäule bis 1772 seine Kindheit verbrachte.

Die Bleibe der letzten Lebensmonate

Nach seiner Vermählung und Anstellung als Regierungsrat in Straubing 1790 bewohnte Franz Sales mit seiner Ehefrau „den ganzen oberen Stock“ im Haus der Tante Walburga Pelkoven. Die Schwester seiner Mutter Clementine war mit dem Regierungsrat Johann Nepomuk Freiherr von Pelkoven sen. verheiratet. Sigmund hatte die Wohnung von seinem Schwager für einen jährlichen Zins von 80 Gulden für das junge Ehepaar Spreti gemietet. Die frühere Hausnummer 140 ist, nach einigen Hausnummernänderungen, gleichzusetzen mit der heutigen Hausnummer „Ludwigsplatz 10.“21 Das Haus existiert in etwas veränderter Form noch heute.

In unmittelbarer Nähe der „Freiherrl. von Pellkofischen Behausung“ befindet sich die Löwenapotheke, wo der Apotheker und spätere Maler Carl Spitzweg (1808 – 1885) von 1828 bis 1830 als Provisor wirkte. Bis 1916 lagerten auf den Dachboden des Hauses noch Tagebücher mit Zeichnungen, die Spitzweg beim Beobachten des regen Straubinger Stadtlebens am Pult in der Apotheke anfertigte. [22]

Hinweis

(18) Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bd. IV, Regierungsbezirk Niederbayern, VI, Stadt Straubing, bearbeitet von Mader, Felix, München, 1921, S. 272 f.
(19) Denkmalliste der Stadt Straubing (Stand 2016): Aprilgasse 3; Theresienplatz 11. Ehem. Vizedominus-Haus, dreigeschossiger und traufständiger Satteldachbau mit Treppengiebeln, im Kern 15./16. Jh., Fassade 2. Hälfte 18. Jh.
(20) Das Anwesen gehörte dem Magistrat der Stadt Straubing. Im „geaie Stadt Quartierhaus“ wurden promiete Leute utergeraht „ud so hauste dari S. Ez. der Herr Vizedo Graf o Spreti, der höhste herzoglihe Beate.“, Rohrmayr, Hanns, Häusergeschichte der Stadt Straubing, Straubing, 1961, S.31
(21) Josef Keim, Die Straubinger Bürgermatrikel von 1798 ist unter der Hausnummer 140 „Freiherrl. von Pellkofische Behausung“ aufgeführt. In: Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung, Jahrgang 37, Straubing, 1935, S. 50

Abb. 17. Die ehemalige „Freiherrl. von Pellkofische Behausung“ am Ludwigplatz 10 im Jahr 2015

Freunde des letzten Lebensabschnitts

Der Sohn aus der ersten Ehe des Onkels Johann Nepomuk v. Pelkoven sen., Johann Nepomuk v. Pelkoven jun. stand Franz Sales besonders nah. Johann Nepomuk Freiherr v. Pelkoven jun. (geb. 1763 in Straubing) war der Sohn der Maria Anna Freiin von Boslarn.

Pelkoven hatte in Ingolstadt Jura studiert und war zwei Jahre vor Sales in Straubing ebenfalls als Regierungsrat angestellt worden, nachdem ihm der Eintritt in den Staatsdienst 1785 noch wegen des Verdachts auf Zugehörigkeit zum Illuminatenorden verwehrt worden war.23 Seine Tagebücher sind die einzigen Zeugnisse über die letzten Stunden seines Freundes und Nachbarn.24 Der Kenner der Illuminatenszene in Straubing stellt darin auch Überlegungen zu einem der oft vermuteten Motive für die Tat Spretis, seine vermeintliche Zugehörigkeit zum Illuminatenorden, an. Gegen diese Theorie liefert Pelkoven schlüssige Argumente.

Pelkoven jun.

Freund und Schwager

Pelkoven jun. war in erster Ehe mit Therese Freiin von Gehböck verheiratet und seit 1799 verwitwet. Er warb nun um Hyazinthe Spreti (1777-1868), die jüngere Schwester v. Franz Sales. Nach dessen Tod hatte Cajetan Spreti die Verantwortung für die Geschwister übernommen und vermittelte jetzt bei den Brautverhandlungen. Die Hochzeitspläne drohten oft am Widerstand des Vaters Sigmund zu scheitern, denn Pelkoven war nicht vermögend und hatte vier Kinder aus erster Ehe zu versorgen.

Eine innige Freundschaft sollte Pelkoven und Cajetan lebenslänglich verbinden. In der Folge einige Stellen aus dem von Herzlichkeit geprägten Briefwechsel während der Verhandlungen:

Pelkoven: Straubing, den 2. Okt. 1801

… Am Montag habe ich bei Yrsch soupiert. Die ganze Zeit war Hyazinthe der Gegenstand der Unterhaltung.

Hinweis

(22) Im 1. Weltkrieg gingen diese Blätter verloren. Vgl. Fußnote 20, S.83
(23) Lenk, Leonhard, Bildungswesen, Aufklärung und Regierungspraxis in Straubing zwischen 1750 und 1830, in: Bosl, Karl, Straubing. Das neue und das alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland, Straubing 1968, (S. 221-258), (S. 221-225)
(24) Staatsarchiv Landshut, Rep. 161/Kapfi, Nr. 1802, Tagebücher und philosophische weltanschauliche Notizen des Johann Nepomuk Freiherr von Pelkoven (1763-1830), königlicher Kämmerer und Regierungsrat, Mitglied des Illuminatenordens.

Abb. 18. Johann Nepomuk Freiherr von Pelkoven. jun., Lithografie v. Franz Hanftaengl